Es stecken viele Erinnerungen drin

Gärten, die über Jahrzehnte aufgebaut wurden, fielen wohl Brandstiftung zum Opfer

NICHT MEHR VIEL ÜBRIG ist von Steffan Fendts Gartenhütte. Er rechnet damit, dass durch den Brand allein auf seinem Grundstück ein Schaden von rund 20 000 Euro entstanden ist. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Der Brandgeruch lag noch in der Luft, als am Tag danach die Aufräum- und Ermittlungsarbeiten in der Schrebergartensiedlung im Gange waren.

Auf drei Gartengrundstücken zwischen der Bundesstraße 44 und der Langener Straße wütete vergangene Woche in der Nacht zum Dienstag ein Feuer (wir berichteten). Die Polizei vermutet Brandstiftung und geht davon aus, dass die Tat mit zwei vorangegangenen Sachbeschädigungen zusammenhängt. Der Schaden in den Gärten wird auf mehrere zehntausend Euro geschätzt.
„Ein Einbruch ist die eine Sache, ein Feuer aber etwas ganz anderes“, sagte Steffan Fendt. Ein Teil seiner Gartenhütte steht zwar noch, zu gebrauchen ist aber nichts mehr. Alles ist verkohlt und verbrannt. Schubkarrenweise wurden Gegenstände aus dem Schrebergarten gefahren. „Versichert ist nichts, das geht auch fast gar nicht“, erklärte Fendt mit Blick auf den Schaden.
Kleine Traktoren, ein Quad-Bike und jede Menge Werkzeug sind bei dem Feuer zerstört worden. Den Garten hat Fendt von seinem Großvater übernommen, wie es jetzt weitergeht, kann er noch nicht sagen. Über Jahrzehnte hat sich der Garten samt Hütte entwickelt, die Flammen haben alles in kürzester Zeit zerstört. „So wie es vorher war, kann ich es jetzt gar nicht mehr aufbauen.“
Ausgebrochen ist das Feuer wahrscheinlich auf dem Nachbargrundstück, wo eine Hütte komplett abgebrannt ist. Durch die große Hitze sprang das Feuer über. Angrenzende Hecken und Bäume sind ebenfalls verkohlt. „Es stecken so viele Erinnerungen drin“, sagte die Pächterin des Grundstücks. Ihr Ehemann hat den Garten mit dem Schwiegervater über 20 Jahre aufgebaut, jetzt wissen auch sie nicht, wie es weitergehen soll.
An ungebetenen nächtlichen Besuch, der sich in der Gartenhütte herumtreibt, war man schon gewöhnt. Immer wieder verschaffte sich jemand Zugang. In der Brandnacht blieb es aber offenbar nicht dabei. Auch an dem Fischteich machte sich jemand zu schaffen. „Irgendein Pulver ist reingefüllt worden“, berichtete die Pächterin.
Auch Fendt hat schon Erfahrungen mit unliebsamen nächtlichen Gästen gemacht. „Im April wurde schon einmal gezündelt. Am Eingang ist der Stacheldraht entfernt worden“, sagte er rückblickend. Etwas dagegen tun könne man leider nicht. Die Schrebergärten liegen etwas abseits, und gerade nachts sei dort niemand mehr unterwegs.
Die Lage der Hütten wiederum mitten in dem großen Areal war für die Feuerwehr ein Problem.Lange Schläuche mussten verlegt werden. Zwei Großtanklöschfahrzeuge waren im Pendelverkehr im Einsatz, um ausreichend Löschwasser bereitstellen zu können. Insgesamt wurden rund 50 000 Liter Wasser verbraucht.
Um die Brandstifter zu fassen, sucht die Polizei Zeugen, denen in der Nacht verdächtige Personen im Umfeld des Tatorts aufgefallen sind. Mittlerweile gehen die Beamten davon aus, dass zwei eingeschlagene Fensterscheiben möglicherweise auch auf das Konto der Täter gehen. In der Brandnacht hatten Unbekannte die Scheibe eines Ladengeschäfts in der Bahnhofstraße eingeschlagen sowie die Seitenscheibe eines am Bahnhof geparkten Autos zertrümmert.
Der Tatzeitraum liegt in beiden Fällen vor dem Ausbruch des Feuers. In diesem Zusammenhang hatten Zeugen zwei Jugendliche beobachtet, die vom Bahnhof in Richtung der Kleingartenanlage gingen. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Rüsselsheim unter Telefon 0 61 42-69 60 entgegen. (seb)

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