Mangel an Erziehern bleibt in Mörfelden-Walldorf größtes Problem

Von theoretisch 1709 Betreuungsplätzen können nur 1213 angeboten werden

Im Foyer stellten die Betreuungseinrichtungen sich und ihre Arbeit vor. Der Schwerpunkt der Workshops lag auf Platzvergabe und Personalsituation. (Foto: Schüler)
 

Mörfelden-Walldorf (msh). Ein durchaus gemischtes, alles in allem aber weitgehend positives Urteil hat es im Anschluss an die zweite städtische Veranstaltung „Zukunft Kita – Eltern im Dialog mit der Stadt“ am Samstag im Mörfelder Bürgerhaus gegeben: Während etliche Besucher die Veranstaltung hinsichtlich ihres Informationsgehaltes über die Angebote in den verschiedenen städtischen und öffentlichen Kindertagesstätten lobten, fehlten anderen aber Konzepte, wie dem erneuten Mangel an Betreuungsplätzen beizukommen ist.

„Bis Jahresende werden uns wohl 500 Betreuungsplätze fehlen“, gab Erster Stadtrat und Sozialdezernent Karsten Groß zu. Die Ursachen dafür seien vielfältig. 1709 Betreuungsplätze gebe es theoretisch in der Doppelstadt, 1290 davon stünden in den städtischen Einrichtungen zur Verfügung, erläuterte Groß, schränkte indes ein: „Dies ist aber der Idealfall. Derzeit sind es 919 städtische Plätze und 1213 in Mörfelden-Walldorf insgesamt, die angeboten werden. Der Grund ist das fehlende Personal“, sagte Groß. Denn bei der Anzahl der Plätze könne nicht nur der Personalschlüssel für die Ü3-Betreuung zugrunde gelegt werden, auch die U3-Betreuung und die Integrationskinder gelte es, bei der Berechnung der möglichen Plätze zu berücksichtigen. Wenn es der Doppelstadt gelingen würde, mehr Personal für die städtischen Einrichtungen zu finden, könnten die meisten der rund 500 benötigten Betreuungsplätze bereits abgedeckt werden. Durch (Um-)Baumaßnahmen kommen bis 2027 insgesamt 182 Plätze hinzu, in diesem Sommer aktuell 29 neue Ü3-Plätze bei dem freien Träger Villakinder.

"Wir warten seit mehr als einem dreiviertel Jahr auf einen Platz"

„Es ist schön, dass es diese Veranstaltung gibt und informiert wird, was die einzelnen Kitas anbieten und welche Konzepte sie haben. Nur: Das interessiert mich nicht. Meine Frau und ich sind berufstätig. Wir warten seit mehr als einem dreiviertel Jahr auf einen Platz und brauchen eher eine Lösung für dieses Problem, als Informationen, was Kinder machen können, wenn sie denn einen Platz hätten“, zeigte sich ein Vater, der aufgrund der Warteliste lieber anonym bleiben wollte, etwas enttäuscht vom Verlauf der Veranstaltung.
Ebenfalls ein dreiviertel Jahr hatten Effi und Patrick Weis auf einen Platz warten müssen: „Wir wussten um die Situation und haben unser Kind quasi am Tag seiner Geburt für einen Platz angemeldet. Gerade vergangene Woche haben wir einen Platz in der ‚Rasselbande’ bekommen und sind von der Warteliste runter“, berichtete Effi Weis. Sie weiß um das Problem des fehlenden Personals und hat dafür Verständnis, regt aber an, den Verteilungsprozess der Platzvergabe transparenter zu gestalten und beispielsweise über die Homepage einsehbar zu machen. „Wir haben uns überall beworben und standen in vielen Kindertagesstätten auf der Warteliste. Jetzt wurden wir von der Zusage als Nachrücker positiv überrascht. Transparenz wäre hier echt toll“, äußerte sie. Für Andre und Sammy Jo Neuerburg hingegen stand der Informationscharakter der Veranstaltung im Vordergrund. Sie sind gerade aus Frankfurt in die Doppelstadt gezogen. „In Frankfurt ist es noch schlimmer“, sagte Andre Neuerburg, der sich am Samstag zunächst über die verschiedenen Kindertagesstätten und den Anmeldeprozess informieren wollte.

Workshops: Interesse eher an Platzvergabe und Personalsituation

Zufrieden zeigte sich Karsten Groß mit dem Verlauf der Veranstaltung: „Wir hatten mehr Teilnehmer, als im vergangenen Jahr und auch an der Onlineumfrage vorab haben sich mehr Interessierte beteiligt“, berichtete er. „Die Gesprächsrunde war eine gute Mischung aus Konzept und Kita-Alltag, um zu zeigen, wie wir arbeiten und wie Kinderbetreuung im Austausch mit den Eltern funktionieren kann.“
In den ebenfalls angebotenen Workshops konzentrierte sich das Interesse dann aber doch auf Platzvergabe und Personalsituation, nur wenig Resonanz gab zum Diskussionsangebot der pädagogischen Konzepte, auch wenn diese vorab in der Onlineumfrage noch oft genannt worden waren. Auch der Sozialdezernent habe „wegen der schlechten Lage zahlreiche Gespräche mit Eltern“ geführt, „die wir aktuell im Ü3-Bereich nicht mit Betreuungsplätzen versorgen können“. „Insgesamt waren einige Lernpunkte und gute Hinweise für unsere Arbeit dabei“, sagte Groß.
Teamintern sollen alle Ergebnisse nun nachbereitet werden. Von den Workshop-Inhalten werde zudem eine Bilddokumentation auf der Website erstellt. „Natürlich sind die Personalbindung und -gewinnung weiterhin unsere oberste Priorität“, betonte Groß und blickte schon einmal voraus: „Für 2025 ist der ‚Elterndialog Zukunft Kita’ als jährliche Veranstaltung wieder vorgesehen – wir werden versuchen, dieses Format weiter zu optimieren.“   

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